Unsere Geschichte
Als im Jahr 1884 der letzte Pfahlewer in Finkenwerder zu Wasser gelassen wurde, endete eine Ära. Andere Zeiten, andere Aufgaben, andere Ansprüche verlangten auch nach anderen Schiffen. Hätte man den Elbfischern und Frachtschiffkapitänen zu jener Zeit erzählt, dass 130 Jahre später wieder ein Original Pfahlewer vom Stapel läuft – sie hätten in ihre grauen Bärte gelacht. Wir sind jedoch sicher: Würden die Pfahlewer-Crews von einst heute Oderik von Oederquart betrachten, wären sie bass erstaunt und den Erbauern Lob und Anerkennung sicher. Was für ein Schiff….!! Nur, warum liegt auf einer Werft, die auf Börteboote spezialisiert ist, heute noch ein Pfahlewer? Wie wird ein kleines Dorf in Nordkehdingen (ohne eigenen Hafen) Besitzer des Schiffes? Und was hat das alles mit dem mysteriösen Verschwinden eines ehemaligen Eigners zu tun? Der Reihe nach: 1978 gab ein Mann aus Hamburg auf der Werft Dawartz in Tönning ein außergewöhnliches Projekt in Auftrag: den originalgetreuen Nachbau eines Pfahlewers. Joachim Kaiser recherchierte und zeichnete anhand des Ewernachbaus eines Modells von 1764 aus dem Altonaer Museum und die Werft Dawartz in Tönning konstruierte den originalgetreuen Nachbau. Zum Ausbau und zur Fertigstellung des Pfahlewers brachte der damalige Eigner den Pfahlewer auf die Bootswerft Hatecke nach Freiburg/Elbe. Irgendwann ließ sich der Auftraggeber aber nicht mehr in Freiburg am Hafen blicken. Jeglicher Versuch, ihn ausfindig zu machen, scheiterte. Der Mann war verschollen und tauchte nie wieder auf. Nach Jahren erwarb die Werft Hatecke das Eigentum an dem Pfahlewer. - Aber weil nun nicht jeden Tag ein potentieller Kunde in den Werfthallen nach einem solchen Schiff fragt, geriet es ein wenig in Vergessenheit und schlummerte jahrelang unter dicken Zeltplanen versteckt in einer trockenen Ecke vor sich hin. Und dann kam es zu einem schicksalhaften Besuch. Otto Ferdinand Wachs, Geschäftsführer der Autostadt Wolfsburg, begeisterter Segler und Hofbesitzer in Oederquart, entdeckte bei einem Werftrundgang zufällig das, was mal ein stolzer Pfahlewer werden sollte. Es war wohl Liebe auf den ersten Blick. Nach einigen weiteren Besichtigungen und unzähligen Tassen Kaffee stand fest: Dieser Pfahlewer wird fertig gebaut! Was dann folgte, war ein eindrucksvolles Beispiel dafür, was Privatleute, Kommunen und überregionale Institutionen für Menschen vor Ort erreichen können, wenn sie Hand in Hand arbeiten. Der Wahl-Oederquarter Wachs spendete eine namhafte Summe an die Gemeinde Oederquart mit der Auflage, sich um die Fertigstellung zu kümmern und die Trägerschaft für den Pfahlewer zu übernehmen. Nachdem auch die Samtgemeinde Nordkehdingen – im Wortsinne – mit ins Boot geholt worden war, ging es los. Mit Begeisterung im Herzen und einem Finanzierungsplan im Kopf schafften es die Verantwortlichen im „Wettstreit der Ideen und Konzepte“ zu überzeugen, um Fördergelder der Metropolregion Hamburg aus dem Förderfond Hamburg/Niedersachsen sowie eine EU-Förderung im Rahmen der ländlichen Entwicklung ZILE zu erhalten. Was Skeptiker nicht für möglich gehalten hatten, geschah am 12. April 2014: Nach 1884 lief das erste Mal wieder ein Pfahlewer vom Stapel. Und das in einer beispiellosen Nordkehdinger Teamarbeit: Eigner ist die Gemeinde Oederquart, fertiggestellt wurde das Schiff auf der Traditionswerft Hatecke in Freiburg/Elbe und seinen Liegeplatz erhält die Oderik von Oederquart im Museumshafen von Wischhafen. Zu guter Letzt: Wer war eigentlich dieser Oderik? Ein Oderik war wohl der erste bekannte Siedler in Oederquart. Der Ortsname geht sogar zurück auf die Bezeichnung Oderikswurth. Also eine Landerhebung, auf der Oderik lebte. Und es gibt Experten, die der festen Überzeugung sind, dass es zu Oderiks Zeit sogar einen Hafen in Oederquart gab. Die Oderik von Oederquart steht – nach Anmeldung – für Besichtigungen und Elbfahrten zur Verfügung.
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